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Mittelalterliche Münzen

Nach der sächsischen Eroberung scheint das römische Geld zunächst für die geringen Bedürfnisse des Verkehrs ausgereicht haben und einige Zeit verstrichen zu sein, bis die neuen Herren selbst Münzen geschlagen haben: sceatta Die Sceatta, kleine Silbermünze (0.8 - 1,3 g), im Gepräge sich zum Teil an römisches Geld anlehnend; namentlich in der sehr entstellten Nachbildung der Münzen mit der säugenden Wölfin und den beiden Gefangenen unter dem Labarum. (siehe Abbildung) Daneben ein paar Goldtrienten von Canterbury und London, auch einige mit Runen von Epa, Peada und Ethelred von Mercia 665-704 und Beonna von Ostanglien. Dann folgen unter dem Einfluss der karolingischen Prägung breite Denare verschiedener Reiche der Heptarchie. In Kent zuerst von Ecgbert 765-791 mit Namen des Königs und Münzmeisters, zum Teil auch mit des Königs Kopfe: +BALDRED REX CANT Kopf, Rs. DIORMOD MONETA, i.F. DRVR-CITS, d.h. Canterbury.

Ähnlich die Pennies von Mercia 757-880, auch von einer Königin Cynethryth, und besonders eine schöne, von reicher Erfindungsgabe zeugender Reihe von ihrem, wie man annimmt: Offa Gatten Offa, dem auch eine höchst merkwürdige Goldmünze mit arabischen Inschriften und lateinischem OFFA REX gehört.(siehe Abbildung) Bemerkenswert als Nachahmung eines Solidus von Valentinian ist ein Penny von Ceolwulf II mit Kaiserkopf, Rs. zwei sitzenden Kaisern. Von Ostanglien einige wenige, meist ohne Brustbild. Reicher und verschiedenartiger sind die Münzen aus einem Gemisch von 0,6 - 0,7g Kupfer, 0,2 - 0,25 g Zink, 0,06 - 0,11 g Silber und etwas Gold, Blei und Zinn. Der älteste Styca von Egfrid, Rs. LVX um ein strahlendes Kreuz, dann Alfrid, Rs. Löwe, Eadbehrt, (Rs. Erzbischof Ecgbert von York mit zwei Kreuzen) und sehr zahlreiche von Eanred, Aethelred usw.; fast ausnahmslos mit dem Namen des Königs, Rs. dem des Münzmeisters, um ein Kreuz. Darauf Pennies normannischer Könige, unter anderem REGNALD CVNVNC und ANLAF CVNVNC.

Dagegen haben die Erzbischöfe von Canterbury, Jaenbehrht, Aethilheard, Wulfred (siehe Abbildung), Wulfred Ceolnoth, Aethered und Plegmund 763-923 Pennies, Vigmund sogar Gold, und die Erzbischöfe von York, Eanbald, Vigmund, Vulfhere 732-900 Stycas geprägt. Ebenso, wie es scheint, in der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts gewisse Abteien Pennies mit St. Peters (York), St. Martins (Lincoln) und St. Edmunds (Edmundsbury?) Namen; von St. Edmund auch der erste Halfpenny, ein Wert, der selten geprägt wurde, weil man durch Zerschneiden Hälften und Viertel herstellte.

Mit Ecgberht, König von Wessex 802-839 (siehe Abbildung), der sich den grössten Teil Ecgberht Englands unterwarf, beginnt die lange, fortan ununterbrochene Reihe der Pennies des seit 958 vereinigten Königreiches. Sie bewahren dem geschilderten Charakter: Name und Titel, auch REX ANGLORV oder vorzeitig REX TOT - BRIT, sehr selten REX SAXONVM, oft auch Bild des Königs, Rs. Name, später auch Wohnort des Münzmeisters; ausnahmsweise kommt ein Gebäude oder die Hand, die Taube Noahs oder ein Monogramm vor. Das Brustbild wird Regel seit Edward II. 975-978.

Alle diese Pennies zeichnen sich durch gutes Silber und ebenso einen guten Schnitt als treffliches, deutliches Gepräge und Siefred richtige Umschriften aus. Inzwischen sind, gegen Ende des 9. Jahrhunderts, in England, besonders in der auf ihnen genannten Stadt York, Pennies von Königen geschlagen worden, über welche die Geschichte keine sichere Auskunft gibt, wahrscheinlich normannischen Seefahrerkönigen, Guthfrith 883-895 und Siefred (siehe Abbildung) sowie Cnut (895-902), zum Teil mit christlichen Formeln: DNS - DS - REX, um das Kreuz MIRABILIA FECIT.

Unter Edward II Nachfolgern Aethelred II (978-1016) und Knut d. Gr. wird die Münztätigkeit geradezu beispiellos rege, ihre Münzen Aethelred (Aethelreds aus mehr als 70 Münzstätten) zählen tausend Verschiedenheiten. Das Gepräge, das in Skandinavien, Böhmen und Deutschland vielfach als Muster benutzt wurde, bildet ausser dem Königskopfe der Hauptseite bei Aethelred die Hand Gottes (siehe Abbildung) oder das Kreuz, zuerst klein oder doppellinig mit CRVX, zuletzt lang und doppellinig, bei Knut aber ausschliesslich ein mannigfach gestaltetes und verziertes Kreuz, auch mit PACX in den Winkeln. So bis Edward dem Bekenner, dessen Pennies aber sehr viel Abwechslung bieten (u.a. das Bild des thronenden Königs), und wegen des Bedeutenden Grössen- und Gewichtsunterschiedes (1 - 1,8 g) merkwürdig sind. Auch ist von ihm wie von Aethelred ein goldener Penny zu verzeichnen. Die Münzen des letzten Sachsenkönigs Harold II sind kenntlich an dem PAX i. F.

Nicht scharf zu sondern sind die zwei ersten normannischen Könige William I (siehe Abbildung) William und II, die alle ein aufs verschiedenste verziertes Kreuz führen, auch mit PAXS. Nachlässiger geschlagen als je bisher sind die Münzen des 12. Jahrhunderts, obwohl von mannigfaltigem Gepräge, so die von Henry I, von Stephen (STIEFNE)), seiner Gemalin Mathilde, seinem Bruder Henry, Bischof von Winchester, seinem Sohne Eustach und von Robert von Gloucester, die teils gemeinsam mit dem König, teils als Usurpatoren münzen.

Unter dem Namen Henry II (siehe Abbildung) prägen auch seine Nachfolger Henry II Richard Löwenherz und Johann ohne Land. Die sehr zahlreichen Münzen Henry III sind trotz der langen Dauer seiner Regierung im Gepräge nur wenig verschieden, sie tragen sämtlich den Königskopf v.v HENRICVS REX III oder TERCI, Rs. Münzmeister und Münzstatt um ein doppelliniges Kreuz mit drei Kugeln in jedem Winkel, das nach 1247 die Umschrift durchbricht. Diese sog. Sterlinge, von denen es übrigens wahrscheinlich ist, dass die mit dem kurzen Kreuze noch Henry II gehören, sind, abgesehen von ihrer hohen geldgeschichtlichen Wichtigkeit, für den Sammler deshalb von besonderer Bedeutung, weil sie in den Niederlanden, am Niederrhein und in Westfalen zahlreiche Nachprägungen hervorgerufen haben, die oft sogar die Umschrift der einen oder anderen Seite beibehalten. Henry's Prägung in Gold mit thronendem König (1257), scheint, nach der äussersten Seltenheit der Münze zu schliessen, nur ein Versuch geblieben zu sein.

Mit seinem Nachfolger Edward I (siehe Abbildung) kommt ein neues Sterlingsgepräge auf: der Königskopf wird zierlicher, Edward I mit üppigem Lockenhaar gebildet, und es verschwindet der Münzmeister, mit Ausnahme des ROBERTUS CE hADL; für das doppelte wird ein einfaches langes Kreuz gesetzt. Man glaubt, geleitet durch die Beizeichen der Erzbischöfe von Canterbury und York und der Bischöfe von Durham auf ebensolchen Münzen, die Sterlinge der in dieser Weise gleichartig zwischen 1272 und 1377 prägenden drei Edwards so verteilen zu können, dass man dem ersten die mit EDW, dem dritten die mit vollem EDWARDVS und alle anderen dem zweiten gibt. Auch diese sind in den Niederlanden, in Deutschland, Lothringen usw. vielfacher Nachahmung verfallen, wobei oft nur ihre Rückseite abgebildet ist.

Von Edward I ist auch der Probe-Groat ähnlichen Gepräges (5,2 - 9 g), aber mit doppelter Umschrift der Rückseite: Edward III DNS - hIBNE - DVX AQVT und LONDONIA CIVI zu bemerken, von Edward III ganze Groats (siehe Abbildung) und halbe Groats mit der äusseren Umschrift POSVI DEVM ADIVTOREM MEV, auch Halfpennies und Farthings. Seit 1257 erscheinen zuerst wieder unter Edward III 1343 Goldmünzen, die Rosenobel mit dem bewaffneten König im Schiff, deren rückseitige Umschrift IhS - AVT - TRANSIES - PER - MEDIVM ILLORVM IBATT aus Ev.Luc. IV, 30 entlehnt ist und den Sieg der durch die Feinde ungehindert hindurchdringenden enlischen Flotte feiert. Von Ihnen gibt es auch Halbstücke: DOMINE NE IN FVRORE TVO ARGVAS ME und Viertel: Wappen, Rs. EXALTABITVR IN GLORIA.

Nach Richards II ähnlichen Prägungen wird die Zeit von 1399 bis 1461 durch die Münzen Heinrichs IV, V und Black Prince VI ausgefüllt, deren Sonderung ebenfalls schwierig ist. Die Zahl der Münzstätten hat inzwischen von den Edwards ab immer mehr abgenommen. Edward IV prägte die ersten Angelots, Goldmünzen mit St. Georg als Drachentöter nebst ihren Teilen, Henry VII die ersten Sovereigns, Goldmünzen mit thronendem König, und die ersten Schillinge (9,3 g), die zum ersten Mal seit Stephan einen Profilkopf zeigen. Ähnlich die ältesten Gepräge Henry VIII, der aber dann das vorwärts blickende Brustbild wieder aufnimmt.
Auch für ihre französischen Besitzungen haben die englischen Könige viel geprägt; besonders interessant sind die schönen Gold- und Silbermünzen mit dem Bilde des heldenmütigen schwarzen Prinzen (siehe Abbildung).

Anmerkung:
Dieser Text ist ursprünglich aus dem Buch 'Grundzüge der Münzkunde' von Dannenberg entnommen, jedoch aufgrund neuer geschichtlicher Erkenntnisse teils stark korrigiert und umgeschrieben worden. Die korrigierten Jahreszahlen sowie Namen stammen vom 'Spink Standard Catalogue of British Coins' und wurden mit diversen Internet-Seiten sowie mit dem Buch 'Kings, Queens, Bones And Bastards' von David Hilliam querverglichen. Für die Richtigkeit übernehme ich aber keine Garantie - insbesondere nicht für die Jahreszahlen bis Ende der Herrschaft der Seefahrerkönige.
Weiterhin wurde der Text durch Abbildungen von Münzen (nicht völlig massstabsgetreu!) ergänzt. Diese stammen aus dem zahlreichen Angebot an Münzen aus dem Internet und Auktionen und entstammen grösstenteils nicht meiner eigenen Sammlung.