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Angelsächsische Münzmeister

Wie schon im vorhergehenden Kapitel thematisiert, ist unklar ob es sich beim Stempelschneider und beim Münzmeister um ein- und dieselbe Person handelte oder nicht. Da in vielen Quellen nur immer die Rede von einem «Münzmeister» ist, werde ich ebenfalls diesen Ausdruck verwenden obwohl vielleicht «Stempelschneider» in manchen Zusammenhängen korrekter wäre.
Die Namen der Münzmeister welche man auf den Inschriften der Münzen wiederfindet sind nicht immer leicht zu entziffern. Die Werkzeuge zur Gravierung der Buchstaben in den Stempel bestanden wohl aus einem geraden Meissel mit sehr kleinem Massstab sowie eines ebenfalls kleinen Hohlmeissels. Der erstere wurde für die geraden Striche der Buchstaben verwendet, der zweite für die Rundungen. Um also ein «A» zu gravieren benötigte der Münzmeister also 4-mal den geraden Meissel und für ein «R» folglich 2-mal den geraden und einmal den Hohlmeissel.

Es ist leider häufig vorgekommen, das ein Mann - welcher wenig von Buchstaben versteht - einen Strich vergass, versetzt einschlug oder gar das falsche Werkzeug erwischte. So wurde z.B aus einem «B» ein «P» und nur ein leichter Schlag machte aus einem «L» ein «C». Das kleinste Zittern mit der Hand konnte aus einem «C» ein «F» machen oder aus einem «C» ein «G». «A» und «H» wurden ständig vertauscht sowie auch «H» und «M» - noch viel häufiger aber «H» und «N». Im letzteren Beispiel liegt noch ein 2. Fehlerpotential, nämlich im Buchstaben «H» (=N) der Runenschrift und dem römischen «N». Diese Fehler der Graveure geben dem Münzenkenner - welcher vertraut mit Inschriften ist - ein bestimmtes Flair für die richtigen Namen, obschon das Spektrum der falsch geschriebenen Namen sehr vielfältig sein kann.

Falls beispielsweise auf mehreren Fundmünzen aus einer Regierungszeit eines Königs (oder aufeinander folgenden Königen) immer der Name Earduulf vorgefunden wird und nur auf einem oder zwei Stücken der Name Eaduulf, ist es wahrscheinlicher, das der Graveur das «R» ausgelassen hat, als das ein neuer Münzmeister diese Münzen signiert hat. Mit diesen Annahmen können die Numismatiker zwar falsch liegen aber mit jeder neu registrierten Fundmünze wird die Wahrscheinlichkeit für einen eingeschlichenen Fehler kleiner.

Die Namen der Münzmeister sind typisch angelsächsisch. Sie sind entweder einsilbig, wie z.B. Brid, Dun(n), Man(n) oder mehrsilbig mit Wikinger Münzmeister endendem «A» wie Bosa, Buda, Diga, Ella, Hussa, Ifa, Lulla, Oba, Tata, Tocga, Tuma, Wina…
Weiterhin auch kommen auch Namen vor mit typisch altenglischen Endungen wie -beald (bald), -berht (bryht), -brord, -el, -frið (ferð), -gar, -geard, -hæd, -heah, -heard (hard), -helm, -here, -hun, -ing, -lac, -laf, -mod, -mund, -noð, -red, -ric, -sige, -stan, -wald (weald), -weard, -wig, -wine, -wulf (ulf) und seltenere Endungen wie -hyse oder -uc. Ohne Zweifel kommen auch eigentümliche Namen vor, aber im Vergleich dazu sehr selten. Während der Regierungszeit von Ælfred finden sich Münzmeister namens Samson, Simon und einem Stefanus. Diese Namen deuten darauf hin, das sie keine Engländer waren. Zu dieser Zeit gab es jedoch auch Ausgaben der Wikinger und es finden sich darunter fränkische wie auch skandinavische Namen.

Es ist aufgrund der oben genannten Schreibfehler nicht immer ganz einfach, englische Namen von fränkischen zu unterscheiden. Vorsilben wie Arn-, Nor-, Od-, Ulf- und Endungen wie -cytel, -fara, -fugel und -leda sind aber sehr charakteristisch.

Über die Stellung der damaligen Münzmeister ist leider relativ wenig bekannt. Auch die Inschrift auf der Rückseite wirft kein Licht auf die Stellung der Münzmeisters. Auf der Rückseite befindet sich wie oben mehrfach beschrieben nur der Name des Münzmeisters, anschliessend ein Teil des Wortes Monetarius oder auch nur M gefolgt von dem Wort ON oder O und schliesslich der Prägeort.

Folgendes Beispiel möge hier dienen: AELFRIC  M-O  HVNT (Ælfric Monetarius on Huntingdon)

Münzmeister von 1572-1869

Münzmeister der Prägestätten der englischen Regierung zu sein war ein sehr wichtiger Job zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert. Die Anstellung war sogar bis 1699 auf Lebzeiten!


Liste der Münzmeister